Im Duden, dem Wörterbuch der deutschen Sprache, lesen wir: „Erkundung, die … das Erkunden, Auskundschaften … “ – Es geht also um die Erforschung und Prüfung von, bzw. um die Suche nach etwas.
Text u. Fotos: Christoph Lammert
Was genau wir auf der Suche finden wollen, ist noch nicht ganz so klar. Was wir für das Projekt Neighboring Satellites (neu) entdecken wollen schon: Rotthausen, den Stadtteil gleich nebenan. Gut fußläufig vom „Heimathafen“ Ückendorf entfernt, mit dem Rad höchstens 10 Minuten.
Rotthausen ist – laut einem Eintrag in der sog. freien Enzyklopädie Wikipedia – „der südlichste Stadtteil der Ruhrgebietsstadt Gelsenkirchen an der Grenze zur Stadt Essen. Er hatte am 31. Dezember 2018 insgesamt 14.155 Einwohner und gehört dem Stadtbezirk Gelsenkirchen-Süd an …“ Der Stadtbezirk also macht keinen Unterschied. Auch Ückendorf gehört zu GE-Süd.
Bekannt, so hörten wir in dem ein und anderen Gespräch, dass wir in Vorbereitung auf unser Projekt geführt haben, soll Rotthausen für seine Grünanlagen sein. Und auch als Standort moderner Solarenergieindustrie. An der Stadtgrenze zu Essen erstreckt sich das Naturschutzgebiet Mechtenberg. Und Rotthausen sei „ein Beispiel für gelungene Integrationspolitik und das friedliche Zusammenleben der Kulturen.“
Letzteres lässt aufhorchen und bleibt im Verlauf des Projektes womöglich auf der Erkundungs- Erforschungs- und Prüfungsliste ganz oben stehen.
Die erste Erkundung ist eine Mischung aus Fotosafari und Ortsbegehung, ein Spaziergang auf (noch) unbekanntem Terrain. Es kommt daher fast wie ein kleines Abenteuer. Aber „Abenteuer sind erstrebenswert.“, das wusste ja schon Aristoteles, der griechische Universalgelehrte und Philosoph.
Was wir entdecken: Die mit Brettern vernagelten Fenster der Eckkneipe könnten sich auch in Ückendorf finden, und verstecken wohl ebenso die Geschichten von Arbeit und Tresen, für die das Ruhrgebiet landläufig Berühmtheit erlangte. Zwei große Schaufenster in der Nähe des Rotthauser Marktplatzes gewähren Einblick auf geschätzte achtzig Quadratmeter Leerstand. Zwei Farbeimer, ein Tapeziertisch, eine Leiter. Da geht vielleicht was … Gegenüber der „Asia Imbiss Kim“, der aber seine Spezialitäten wohl nicht mehr per Taxi liefert. Ein Blick durch die Fenster bezeugt, dass die vergessene Friteuse das letzte Fett wohl längst verbraten hat. Dagegen fast hektische Betriebsamkeit in Rotthausens „Fußgängerzone“. Menschen treten aus kleinen und mittelgroßen Geschäften, huschen zum Bäcker oder zum Discounter, sitzen unter herbstlicher Sonne vor dem Café. Was sie hier wie da erkunden bleibt heute ein Geheimnis.
Auf dem Rückweg entdecken wir noch einen Schaukasten, unscheinbar und fast wie absichtlich versteckt in einem Hauseingang. Ein mittelschwer vergilbtes Dokument verweist auf die Möglichkeiten vom „Wohnen in einem Baudenkmal“. Ob das noch geht, dann vielleicht bei der nächsten Erkundung …